Applaus für die Sportfreunde

Die Spielzeit im Berliner Fußball wurde abgebrochen

Im März war der Spielbetrieb im Berliner Amateurfußball wegen der Coronakrise ausgesetzt worden – nun hat die Saison am 20. Juni auch ihr verwaltungsrechtliches Ende gefunden. Der »Berliner Fußball-Verband« (BFV) hatte zu diesem Termin im Rahmen eines außerordentlich einberufenen Verbandstags eine Abstimmung der Vereine anberaumt, wie mit der Spielzeit 2019/20 zu verfahren sei.

Nach der Abstimmung gab es bei den Sportfreunden sicher mehr als Wasser zu trinken. Foto: Hagen Nickelé

Erwartungsgemäß stimmte die Mehrheit für einen Abbruch unter Anwendung der Quotientenregel – ein Hilfsmittel, durch das Vereine mit unterschiedlicher Anzahl ausgetragener Spiele ins Verhältnis gesetzt werden können. So kam es etwa in der sechstklassigen Berlin-Liga, dass Tabellenführer »Stern 1900« aus Steglitz sich mit einem um 0,03 Punkte besseren Schnitt gegenüber »Sparta Lichtenberg« (in der »regulären« Tabelle drei Punkte und ein Spiel weniger) den Aufstieg sichern konnte.
Die vorzeitige Beendigung der Saison gab bei »NSF Gropiusstadt« sogar gleich doppelt Anlass zur Freude: Die Erste und Zweite Mannschaft der »Neuköllner Sportfreunde« spielt(e) in der Kreisliga A, beide Teams standen in ihrer jeweiligen Staffel bei Abbruch auf einem Aufstiegsplatz und dürfen nun parallel in der dreigleisigen Bezirksliga fortfahren. Auch andere Neuköllner Vereine konnten nach der Entscheidung am »grünen Tisch« Aufstiege feiern: Bei den Frauen etwa die 3. Mannschaft des »BSV Grün-Weiß» (nächste Saison Landesliga), bei den Herren »Cimbria Trabzonspor« (in die Bezirksliga) sowie die zweiten Teams des »VfB Sperber« beziehungsweise »Stern Britz« (beide in die Kreisliga B). Der »1. FC Novi Pazar« bewerkstelligte ebenfalls mit beiden Herrenteams den Aufstieg – der Nachfolgeverein des »1. FC Neukölln 1895« hat zur Winterpause jedoch seine Zelte im Bezirk abgebrochen und ist in den Wedding umgezogen. Damit ist auch die letzte Spur des traditionsreichen Clubs vom Hertzbergplatz verschwunden.
Durchweg für Erleichterung dürfte der Saisonabbruch im Übrigen bei den »Kellerkindern« des Berliner Fußballs gesorgt haben. Die Regelung sieht nämlich – allerdings mehr aus haftungsrechtlichen Gründen als aus Barmherzigkeit – keine Absteiger in diesem nicht zu Ende gespielten Wettbewerb vor. Hofft man insgesamt mit der Abstimmung von Seiten des BFV, den fairstmöglichen Strich unter die Spielzeit gemacht zu haben, so drängt sich allerdings schon die nächste Frage übermächtig auf. Die da lautet: Wann wird die nächste Saison im Berliner Amateurfußball überhaupt beginnen können?

Hagen Nickelé